Wir

 

„Jeder ist sich selbst am nächsten.“ Das erleben wir tagtäglich im Alltag, beim Autofahren, im Beruf, in der Schule, in der Wirtschaft, in der Politik. Unsere Gesellschaft macht es uns vor und viele glauben wirklich, dass es immer um den eigenen Vorteil geht. Mein Leben, mein Besitz, meine Freunde, mein Partner / meine Partnerin, etc. Aber ist das wirklich alles? Geht es nur um mich?

Es gibt auch die andere Seite. Wir haben das Gefühl, als lebten wir nur für die anderen. Die Kinder hier, der Partner / die Partnerin da, der Beruf, die Eltern und sonstige Verpflichtungen fordern uns und unsere Zeit, und wir haben das Gefühl wir bringen Opfer für die anderen. Wir kommen zu kurz.

 

Abt Muho hat mich sehr inspiriert mit seinem Buch „Ein Regentropfen kehrt ins Meer zurück.“ Unter anderem schreibt er davon, dass man das eigene Leben nicht von dem der anderen trennen kann. Wir leben unser Leben nicht für uns, wir leben das Leben gemeinsam mit den anderen.

 

„Während wir von einem ganz anderen, ganz eigenem Leben träumen, vergessen wir, wie schön es sein kann, füreinander zu leben. (…) Vor allem sollten wir es bedauern, dass wir so oft vom eigenen Leben und von eigenen Tod sprechen, und dabei das eine Leben nicht sehen und leben wollen, das uns alle verbindet.“ (Abt Muho)

 

Wie beim Spinnennetz geht es nicht nur um die einzelnen Knotenpunkte. Es geht um die Verbindungen zueinander. Dann entsteht etwas Größeres. Erst das Miteinander macht die Gemeinschaft, erst die Gemeinschaft macht das Leben lebenswert. Wir sind Teil eines großen Ganzen und jedes Mal, wenn wir etwas dazu beitragen können, bereichern wir auch unser eigenes Leben. 

 

Quelle: Abt Muho: Ein Regentropfen kehrt ins Meer zurück. Warum wir uns vor dem Tod nicht fürchten müssen. München: Berlin Verlag 2017 (S. 98f.)